Zwar sind im Jahr 2017 weniger Pkws dauerhaft abhandengekommen als im Jahr zuvor, wie ein Bericht des Bundeskriminalamts zeigt, allerdings sind die Fallzahlen auf Fünfjahressicht relativ konstant – bei deutlich steigendem Fahrzeugbestand. Je nach Bundesland zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede bei den Fallzahlen. Diese hängen vor allem mit den Verschieberouten der geklauten Fahrzeuge zusammen.
Die Zahl der gestohlenen Autos, die nicht mehr wiederauffindbar waren, ist im vergangenen Jahr um knapp ein Prozent auf 19.026 Pkws zurückgegangen. Insgesamt waren das 41 endgültig abhandengekommene Autos je 100.000 zugelassene Pkws. Dies ist dem Bericht „Bundeslagebild 2017 Kfz-Kriminalität“ zu entnehmen, den das Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlicht hat.
Datenbasis des Berichts sind Zahlen des Informationssystems der Polizei (INPOL-Sachfahndung), der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA), der großen deutschen Fahrzeugvermieter und des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV). Direkte Vergleiche mit den Zahlen aus der PKS sind nicht möglich. Dies liegt unter anderem daran, dass in dem ergänzenden Statistikmaterial zur PKS alle polizeilich erfassten Diebstahlsdelikte von Kraftwagen, also Pkws und Lkws (inklusive unerlaubter Ingebrauchnahme), aufgelistet werden.
Deutliche Unterschiede
Auf Fünfjahressicht betrachtet sind keine größeren Schwankungen bei der Zahl der auf Dauer abhandengekommenen Pkws zu beobachten. Diese Zahl bewegte sich in einem Korridor zwischen rund 18.500 und knapp 19.400. Das gleiche Bild zeigt sich auch bei den Kfz-Gesamtfahndungs-Notierungen, deren Zahl in etwa doppelt so hoch ist wie diejenige der dauerhaft abhandengekommenen Pkw. Der Gesamtzulassungsbestand ist nach Zahlen des KBA in den letzten fünf Jahren um rund sechs Prozent auf zuletzt 46,5 Millionen angestiegen.
Die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern verlief der BKA-Publikation zufolge jedoch sehr uneinheitlich. Nach absoluten Zahlen gab es vor allem in Sachsen-Anhalt einen Anstieg um 136 derartiger Kfz-Diebstähle auf insgesamt 644 Fälle, aber auch in Sachsen, Brandenburg und Hessen stieg die Zahl um jeweils mehr als 70 Fälle. Hohe Rückgänge waren bei den Gesamtzahlen der auf Dauer als gestohlen gemeldeten Autos in Berlin mit minus 235 Fällen sowie in Nordrhein-Westfalen mit minus 103 entsprechenden Delikten zu verzeichnen.
Die prozentualen Veränderungsraten bewegten sich zwischen jeweils minus rund 20 Prozent der Fälle im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern sowie plus über ein Viertel mehr Fälle in Sachsen-Anhalt.
Detaillierte Daten je Bundesland
Konkret wurden in folgenden Bundesländern in 2017 im Vergleich zum Vorjahr mehr Pkws gestohlen, die nicht mehr auffindbar waren:
Sachsen-Anhalt mit 644 endgültig entwendeten Pkws (plus 26,8 Prozent, Zuwachs 136 Fälle), das waren 53 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Thüringen mit 268 endgültig entwendeten Pkws (plus 19,1 Prozent, Zuwachs 43 Fälle), das waren 23 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Hessen mit 1.009 endgültig entwendeten Pkws (plus 7,6 Prozent, Zuwachs 71 Fälle), das waren 28 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Sachsen mit 1.303 endgültig entwendeten Pkws (plus 6,3 Prozent, Zuwachs 77 Fälle), das waren 61 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Brandenburg mit 1.428 endgültig entwendeten Pkws (plus 5,2 Prozent, Zuwachs 71 Fälle), das waren 101 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Rheinland-Pfalz mit 346 endgültig entwendeten Pkws (plus 3,6 Prozent, Zuwachs zwölf Fälle), das waren 14 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Hamburg mit 1.291 endgültig entwendeten Pkws (plus 1,6 Prozent, Zuwachs 20 Fälle), das waren 165 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
In folgenden Bundesländern gab es 2017 weniger Autodiebstähle, bei welchen die Pkws nicht mehr auffindbar waren, als 2016:
Schleswig-Holstein mit 541 endgültig entwendeten Pkws (minus 1,5 Prozent, weniger acht Fälle), das waren 33 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Nordrhein-Westfalen mit 4.249 endgültig entwendeten Pkws (minus 2,4 Prozent, weniger 103 Fälle), das waren 43 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Bremen mit 145 endgültig entwendeten Pkws (minus 2,7 Prozent, weniger vier Fälle), das waren 50 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Baden-Württemberg mit 695 endgültig entwendeten Pkws (minus 3,1 Prozent, weniger 22 Fälle), das waren 11 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Berlin mit 4.620 endgültig entwendeten Pkws (minus 4,8 Prozent, weniger 235 Fälle), das waren 384 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Niedersachsen mit 1.273 endgültig entwendeten Pkws (minus 5,1 Prozent, weniger 69 Fälle), das waren 27 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Bayern mit 851 endgültig entwendeten Pkws (minus 6,9 Prozent, weniger 63 Fälle), das waren elf abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Mecklenburg-Vorpommern mit 296 endgültig entwendeten Pkws (minus 19,1 Prozent, weniger 70 Fälle), das waren 35 abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Saarland mit 66 endgültig entwendeten Pkws (minus 22,4 Prozent, weniger 19 Fälle), das waren zehn abhandengekommene Pkws je 100.000 zugelassene Autos
Die Transportrouten der Autodiebe
Ein Blick auf die Zahl der dauerhaft abhandengekommenen Pkws je 100.000 zugelassene Pkw im jeweiligen Bundesland (KBA) offenbart ein deutliches Ost-West-Gefälle. Lediglich in Thüringen und in Mecklenburg-Vorpommern liegen die Werte unter dem Bundesschnitt von 41. Für Brandenburg errechnet sich mit über 100 der dritthöchste Wert, in Berlin liegt die Belastungszahl sogar bei über 380, was den Höchstwert unter den Bundesländern darstellt. Auf Position zwei liegt Hamburg mit einem Wert von 165.
Dies steht laut BKA vor allem im Zusammenhang mit den Transportrouten der Autodiebe, die immer stärker in professionellen Banden organisiert sind. „Innerhalb Europas kommt Polen und Litauen als Transit- und Zielstaaten entwendeter Pkw sowie als Herkunftsregionen von Straftätern im Bereich der internationalen Kfz-Kriminalität besondere Bedeutung zu“, heißt es in dem Bundeslagebild.
Weitere Routen gehen von den vorgenannten Bundesländern über die osteuropäischen Staaten als Transitstaaten in die zentralasiatischen Absatzstaaten oder über die sogenannte „Balkanroute“ über die Türkei nach Zentralasien oder in den Nahen und Mittleren Osten. Relativ häufig werden entwendete Pkws ferner über die europäischen Häfen im belgischen Antwerpen und im niederländischen Rotterdam oder über die Mittelmeerhäfen im französischen Marseille beziehungsweise im italienischen Triest in den Nahen und Mittleren Osten verschifft.
Keine rosigen Aussichten
Die Aussichten sind laut Bundeskriminalamt alles andere als rosig. „Eine grundlegende Änderung der Kriminalitätslage im Bereich der Kfz-Kriminalität ist nicht abzusehen. Die wesentlichen Rahmenbedingungen wie die technischen Fähigkeiten der Täterseite zur Überwindung moderner Kfz-Sicherungseinrichtungen sowie die guten Absatzmöglichkeiten für entwendete Fahrzeuge und Fahrzeugteile haben nach wie vor Bestand“, heißt es in der BKA-Publikation.
Übrigens: Wer für sein Auto eine Teilkasko-Versicherung abgeschlossen hat, bekommt bei einem Diebstahl des Fahrzeugs den Schaden ersetzt. Ist ein Auto vollkaskoversichert, ist der Teilkaskoschutz automatisch miteingeschlossen. Bei einem Teilkaskoschaden wie einem Diebstahl erfolgt in der Vollkaskoversicherung im Übrigen keine Schlechterstellung des Schadenfreiheitsrabatts.
Der Kfz-Versicherer erstattet im Rahmen eines Kaskoschutzes bei Diebstahl in der Regel den Fahrzeugwert zum Zeitpunkt des Schadens (Marktwert). Einige Versicherer bieten für neue Fahrzeuge eine sogenannte Neupreis- oder auch Neuwertklausel an. Je nach Vereinbarung wird dann der Neuwert im Falle eines Diebstahls oder bei anderen versicherten Risiken auch nach einem Totalschaden erstattet, wenn sich der Versicherungsschaden bis zu sechs, zwölf oder auch 24 Monate nach der Erstzulassung des Fahrzeugs ereignet hat.