Die Hausratversicherer haben seit der Jahrtausendwende fast 29 Milliarden Euro an Versicherungsleistungen erbracht. Noch nie gab es jedoch so hohe Schäden am Inventar wie letztes Jahr.
Die häufigsten und teuersten Hausratschäden
10.10.2022 (verpd) Im vergangenen Jahr waren die meisten versicherten Hausratschäden auf Einbruch-Diebstähle zurückzuführen. In der Summe am höchsten waren jedoch die Folgen des Sturmtiefs „Bernd“ und der dadurch ausgelösten Flutkatastrophe. Dies geht aus aktuellen Statistiken des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. hervor. Doch auch alle anderen in einer Hausrat-Police versicherbaren Risiken wie Feuer und Sturm waren 2021 für Schäden in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro verantwortlich.
Letztes Jahr waren rund 27,1 Millionen Haushalte über eine eigene Hausratversicherung abgesichert. Versichert sind in einer solchen Police in der Regel Schäden am Hausrat durch Brand, Blitzschlag, Sturm ab Windstärke acht, Hagel, bestimmungswidrig ausgetretenes Leitungswasser und Einbruch-Diebstahl.
Gegen Aufpreis lassen sich oft auch Glasbruchschäden und Schäden durch Überspannungen sowie Elementarrisiken wie Überschwemmung, Starkregen, Rückstau, Hochwasser, Schneelast, Lawinen, Erdbeben oder Erdsenkung absichern.
In 2021 zahlten die im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) organisierten Hausratversicherer fast zwei Milliarden Euro für Versicherungsschäden am Hausrat an ihre Kunden. Dies ist ein neuer Höchstwert und entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg um fast drei Viertel.
Fast 29 Milliarden Euro seit dem Jahr 2000
Der neue Rekordwert ist vor allem auf die verheerenden Schäden durch das Sturmtief „Bernd“ im Juli 2021 zurückzuführen. Nach neuesten Schätzungen rechnet der GDV mit einem Gesamtaufwand von etwa sieben Milliarden Euro allein für dieses Unwetter.
Der bisherige Spitzenwert wurde 2002 erreicht, als fast 1,5 Milliarden Euro für versicherte Hausratschäden bezahlt wurden. Deutlich weniger Schäden gab es in den Jahren 2005 bis 2008 sowie 2020 mit jeweils um die 1,15 Milliarden Euro.
Die von Hausrat-Policen ausbezahlten Versicherungsleistungen summierten sich zwischen 2002 und 2021 auf mehr als 28,6 Milliarden Euro.
Einbruchdiebstahl ist häufigste Ursache
Häufigste Schadenursache waren 2021, wie schon in den Jahren davor, Einbruch-Diebstähle. Nach GDV-Angaben hatten die Hausratversicherer für rund 220.000 solcher Vorfälle einzustehen.
Weiterhin auf Rang zwei liegt die Gefahr „bestimmungswidrig austretendes Leitungswasser“. Insgesamt kam es dadurch in etwa 170.000 Fällen zu Hausratschäden. Das Risiko „Feuer“ rangiert mit 160.000 Ereignissen erneut an dritter Stelle.
Die Zahl der Sturm- und Hagelschäden gibt der GDV in 2021 mit circa 120.000 Fällen an. Knapp dahinter folgen die erweiterten Elementarschäden, deren Zahl sich gegenüber dem Vorjahr auf 100.000 Fälle in etwa verzehnfachte. Darüber hinaus wurden von den Hausratversicherern, wie bereits in 2020, rund 50.000 Glasbrüche reguliert.
Elementargefahren sind teuerste Ursache
Die meisten Schadensleistungen erbrachten die Hausratversicherer, anders als in den Vorjahren, für die erweiterten Elementarschäden. Mit 860 Millionen Euro fiel der Regulierungsaufwand um ein Vielfaches höher aus als im Jahr zuvor mit 30 Millionen Euro.
Für Feuer betrugen die Versicherungsleistungen unverändert 350 Millionen Euro, was dieser Gefahr den zweiten Platz brachte. An dritter Stelle rangieren die Kosten für Einbruchdiebstähle mit 320 Millionen Euro.
Leitungswasserschäden schlugen mit 310 Millionen Euro zu Buche. Für Sturm- und Hagelschäden waren 80 Millionen Euro zu bezahlen, für Glasbrüche 30 Millionen Euro.
Einbruchdiebstähle bleiben Problemfeld
2021 entfielen von allen Versicherungsleistungen, die wegen Hausratschäden von den Versicherern gezahlt wurden, 16 Prozent auf Einbruch-Diebstahl. Die dafür bezahlten 320 Millionen Euro stellen den niedrigsten Wert seit 2010 für dieses Risiko dar. Der Höchstwert wurde 2015 mit fast 700 Millionen Euro erreicht. Seinerzeit war auch der Anteil für diese Schäden an den gesamten Versicherungsleistungen mit fast 50 Prozent am größten.
Während die Anzahl der versicherten Einbruch-Diebstahlfälle zwischen 2011 und 2016 relativ konstant zwischen 390.000 und 420.000 lag, ging sie in den darauffolgenden fünf Jahren jeweils deutlich auf 220.000 Fälle in 2021 zurück. Die Schadenhöhe ist zuletzt zum fünften Mal in sechs Jahren gesunken.
Für 2021 weist der GDV einen Schadendurchschnitt von 1.535 Euro aus. Das sind etwa vier Prozent weniger als beim Höchststand in 2016. Im Vergleich zu 2010 sind die durchschnittlichen Kosten pro Ereignis um etwa ein Achtel gestiegen.
Auffällig ist, dass die Werte bei der Gefahr Einbruch-Diebstahl massiv von denen für Wohnungseinbrüche abweichen, wozu der GDV jedes Frühjahr separate Zahlen veröffentlicht. Dies liege daran, dass unter den hier aufgeführten Einbruch-Diebstählen auch Schäden infolge von Raub oder Diebstahl aus Hotelzimmern, Krankenhäusern et cetera erfasst werden, erläuterte der Versichererverband.
Feuerschäden kosten auf lange Sicht im Schnitt immer mehr
Die durchschnittliche Entschädigung für einen Feuerschaden hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Im vergangenen Jahr war ein solcher Fall mit durchschnittlich fast 2.400 Euro in etwa doppelt so teuer wie 2010 und 2011. Für einen höheren Schaden pro Ereignis hatten die Versicherer nur 2020 mit im Schnitt über 2.800 Euro zu leisten.
Die Bruttoaufwendungen, die die Hausratversicherer für die Feuerschäden erbrachten, lagen in den vergangenen Jahren ohne größere Schwankungen zwischen 350 und 380 Millionen Euro. 2011 waren noch Kosten von 400 Millionen Euro zu verzeichnen. Die Anzahl der Brandschäden am Hausrat ist 2021 um fast ein Viertel auf den zweitniedrigsten Wert von 160.000 gestiegen. 2014 wurden noch doppelt so viele Ereignisse registriert, 2011 sogar etwa zweieinhalb Mal so viele.
Leitungswasser: Schadendurchschnitt steigt auf Rekordniveau
Auch Leitungswasserschäden wurden zwischen 2011 und 2021 deutlich teurer für die Assekuranz. Der aktuelle Schadensbetrag von im Schnitt rund 1.920 Euro pro Ereignis liegt um etwa ein Zehntel über dem Vorjahreswert. Im Vergleich zu 2011 hat sich der Betrag sogar beinahe verdoppelt.
Die Anzahl der Schadensfälle ging dagegen im Betrachtungszeitraum tendenziell zurück und pendelte sich zuletzt zwischen 160.000 und 170.000 ein. Die Summe der ausgezahlten Versicherungsleistungen ist im Vergleich zu 2011 um über die Hälfte auf einen neuen Rekordwert von 310 Millionen Euro gestiegen.
Auf und Ab bei Sturm/Hagel-Schäden
Die Anzahl der Sturm- und Hagelschäden schwankte zwischen 60.000 im Jahr 2016 und 140.000 in den Jahren 2015 und 2017 stark. Die Versicherungsleistungen bewegten sich zwischen 30 Millionen Euro in 2012 und 80 Millionen Euro in den Jahren 2013 und 2021. In 2013 hatte die Branche mit „Andreas“ einen der teuersten Stürme aller Zeiten zu verkraften.
Den niedrigsten Schadendurchschnitt gab es dem GDV zufolge 2015 mit etwa 350 Euro, den höchsten 2016 mit rund 740 Euro. 2021 lag die durchschnittliche Schadenhöhe mit über 660 Euro im oberen Bereich.
In den zurückliegenden fünf Jahren zahlten die Hausratversicherer jährlich für jeweils 110.000 bis 140.000 dieser Naturereignisse zwischen 50 und 80 Millionen Euro an Schadensleistungen. Letztes Jahr waren es für 120.000 Sturmschäden 80 Millionen Euro.
Große Schwankungen bei den erweiterten Elementarschäden
Auch bei den erweiterten Naturgefahrenschäden sind große Schwankungen zu beobachten. Hier hatten die Hausratversicherer zuletzt für 100.000 Schäden geleistet, 2019 und 2020 waren es wie schon 2012 noch rund 10.000.
2013, als es neben dem Sturmtief „Andreas“ auch noch ein „Jahrhundert“-Hochwasserereignis gab, betrugen die Schadensleistungen für Versicherungsfälle circa 90 Millionen Euro. Dies war der zweithöchste Wert nach dem von Sturmtief „Bernd“ betroffenen Jahr 2021. 2012 und 2015 lag der Wert dagegen bei „nur“ jeweils etwa zehn Millionen Euro.
Für rund 40.000 bis 50.000 Glasschäden leisteten die Hausratversicherer im Betrachtungszeitraum zwischen zehn Millionen Euro und – 2021 – 30 Millionen Euro, wie aus den GDV-Daten hervorgeht.