Die Großstädte mit den schlechtesten Kfz-Schadenbilanzen

In welchen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern es am häufigsten kracht und wo Autofahrer eher selten und vergleichsweise preiswerte Schäden verursachen, verdeutlicht eine Verkehrsunfallstatistik.

Die Großstädte mit den schlechtesten Kfz-Schadenbilanzen

24.10.2022 (verpd) Unter allen deutschen Großstädten hat Berlin die schlechteste Schadenbilanz bei den Autounfällen, für die eine Kfz-Haftpflicht- oder eine Vollkaskoversicherung Entschädigungs-Leistungen erbracht haben. Bei den Teilkaskoschäden ist es Ulm. Am besten sieht es in Cottbus (Kfz-Haftpflicht), Paderborn (Vollkasko) und Erlangen (Teilkasko) aus. Dies zeigen Detaildaten aus der neuen Regionalklassen-Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.

Mitte September hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) die neue Regionalklassen-Statistik veröffentlicht. Dazu wird jedes Jahr die Schadenanzahl und -höhe der Kfz-Haftpflicht-Teil- und Vollkaskoschäden in den 412 regionalen Zulassungsbezirken im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von einem unabhängigen Treuhänder ermittelt.

Basis für die Regionalklassen-Einstufung ist ein versicherungs-mathematisch berechneter Indexwert, der die Schadenbilanzen je Region und Schadenart im Vergleich zum Bundesdurchschnitt – das ist der Index 100 – wiedergibt. Ist die Schadenbilanz in einer Region besser oder schlechter als im Vorjahr, erfolgt eine Neueinstufung in die zwölf Regionalklassen der Kfz-Haftpflicht-, 16 Regionalklassen der Teilkasko- und neun Regionalklassen der Vollkaskoversicherung.

Aus diesen Daten lässt sich unter anderem ablesen, in welchen Großstädten im Vergleich zum Bundesdurchschnitt die jeweilige Schadenbilanz bei den Kfz-Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoschäden besonders gut oder auch besonders schlecht ausfiel.

Kfz-Haftpflichtunfälle: Berlin an der Spitze

Im Bereich Kfz-Haftpflicht hat Berlin erneut den höchsten Schadenindex mit einem Wert von rund 139. Dies bedeutet bundesweit den höchsten und damit den schlechtesten Wert. Gleich dahinter folgt Offenbach (Index 134). Beide Städte sind damit in der höchsten und somit auch teuersten Regionalklasse 12.

Dahinter folgen Kassel und Wiesbaden mit Indexwerten von jeweils um die 130. Wie die drei vorgenannten Städte in Regionalkasse 11 eingestuft werden neben der Hansestadt Hamburg auch Essen, Augsburg, München, Pforzheim, Ingolstadt, Nürnberg, Wuppertal, Gelsenkirchen und Remscheid. Ihr Indexwert liegt zwischen knapp 123 und fast 127.

Dabei haben sich die Indexwerte von Wuppertal und Offenbach um jeweils mehr als zwei Punkte verschlechtert, derjenige von Remscheid sogar um mehr als drei Zähler. Andererseits hat sich die Schadenbilanz von Ingolstadt um fast fünf Punkte verbessert.

Cottbus mit der besten Kfz-Haftpflicht-Schadenbilanz

Am seltensten krachte es erneut in Cottbus. Dort liegt der Indexwert nach deutlicher Steigerung nun bei etwas über 85, was der Regionalklasse 3 entspricht. In diese sind auch Schwerin und die Hansestadt Rostock eingruppiert, und zwar mit Indexwerten von jeweils rund 87.

Dahinter folgen Münster (Westfalen), Freiburg im Breisgau und Trier. Deren Schadenindexwerte liegen zwischen knapp 90 und 92. Sie sind in die Regionalklasse 4 eingestuft. Bei den fünf letztgenannten Städten waren keine größeren Veränderungen bei den Schadenbilanzen zu beobachten.

Zum Vergleich: Angeführt vom Kreis Elbe-Elster (Indexwert: 70 Punkte) werden bundesweit 55 Zulassungsbezirke in die niedrigste Regionalklasse 1 eingruppiert. Der Bundesdurchschnitt 100 entspricht in der Kfz-Haftpflichtversicherung den Angaben des GDV zufolge der Regionalklasse 6.

Vollkasko: Wesermarsch in Brake mit der besten Bilanz

Im Bereich Vollkasko wird weiterhin die Bundeshauptstadt – aktuell mit einem Schadenindex von über 133 – als einzige der Großstädte hierzulande in die höchste Regionalklasse 9 eingestuft. Bundesweit wiesen nur die beiden bayerischen Bezirke Ostallgäu und Garmisch-Partenkirchen noch schlechtere Schadenbilanzen auf.

Dahinter folgen Ulm, Augsburg und die Hansestadt Hamburg mit Indexwerten zwischen 119 und 116. Dies entspricht jeweils Regionalklasse 8. Während sich die Schadenbilanzen in Berlin und Hamburg um jeweils etwa drei Zähler verbesserten, verschlechterten sich die Werte in Augsburg leicht und in Ulm deutlich.

Auf die niedrigsten Werte unter den Städten ab 100.000 Einwohner kommen Paderborn, Gütersloh, Erlangen, Münster (Westfalen) und Oldenburg. Indexwerte zwischen 82 und 84 bedeuten Regionalklasse 1. In der Vollkaskoversicherung entspricht der Bundesdurchschnitt 100 der Regionalklasse 4.

Am besten schnitt der niedersächsische Zulassungsbezirk Wesermarsch in Brake mit einem Indexwert von 76 ab. Insgesamt 34 Bezirke wurden in beste Regionalklasse eingruppiert.

Teilkasko: Ulm mit schlechtestem Schadenindex

Die schlechteste Schadenbilanz unter den großen Städten weist in der Teilkaskoversicherung Ulm auf (plus fast zehn auf knapp 124 Indexpunkte). Das bedeutet Regionalklasse 11. Der Vorjahresspitzenreiter Berlin verbesserte sich um zwölf auf 120 Punkte (Regionalklasse 10). In diese Klasse wird auch Köln eingestuft (weiterhin rund 115 Zähler).

In Teilkasko ist Berlin auf Bundesebene – anders als in Kfz-Haftpflicht – weit entfernt von der unrühmlichen Spitzenposition. Diese wird für den Bezirk Ostallgäu mit fast 214 ausgewiesen. Insgesamt schnitten sogar 90 (Vorjahr: 55) Zulassungsbezirke schlechter ab als die Bundeshauptstadt.

Den niedrigsten Wert unter den Großstädten haben die Verbandsstatistiker für Erlangen errechnet (58). Ebenfalls in Regionalklasse 1 finden sich Göttingen, Münster (Westfalen) und Würzburg mit Werten zwischen etwa 61 und 65 wieder. Bundesweit liegt Bamberg mit einem Schadenindex von 57 in Führung. Insgesamt neun Zulassungsbezirke schafften es in die beste Regionalklasse. Der Bundesdurchschnitt 100 entspricht laut GDV in der Teilkaskoversicherung der Regionalklasse 7.

Regionalklassenabfrage im Internet

Die Einstufungen aller Bezirke in die Regionalklassen können im GDV-Webportal abgefragt werden.

Wie der GDV weiter erläutert, „lässt sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages treffen“, da es noch diverse weitere Tarifmerkmale gibt. Diese können sich von Versicherer zu Versicherer zum Teil erheblich unterscheiden.

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