In den letzten Jahren ist die Anzahl der in Deutschland zugelassenen Wohnmobile deutlich gestiegen. Viele Urlauber mieten sich auch ein entsprechendes Gefährt für ihre nächste Reise. Worauf Wohnmobilfahrer achten sollten, um sicher ans Ziel und wieder nach Hause zu kommen.
Unfallfrei mit dem Wohnmobil unterwegs
12.6.2023 (verpd) Wohnmobile haben auch in der Coronakrise an Beliebtheit dazugewonnen. Das Fahrverhalten eines Wohnmobils ist jedoch nicht unbedingt identisch mit dem eines Autos. Urlauber, die mit einem Camper unterwegs sind, sollten daher nicht nur auf die Außenmaße und die Zuladung achten, um ihr Unfallrisiko zu minimieren.
Jährlich bringen der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) eine Jahresgemeinschafts-Statistik heraus. Sie zeigt, wie viele Kfz-Unfälle es gegeben hat, bei denen eine Kfz-Haftpflichtversicherung zahlen musste.
Laut der neusten Statistik gab es 2021 rund 681.500 zugelassene Campingfahrzeuge, die im Schnitt mindestens ein Jahr angemeldet waren. Damit ist die Anzahl der Wohnmobile binnen drei Jahre um 43 Prozent gestiegen. In der genannten Statistik zählen zwei Wohnmobile, die jeweils sechs Monate angemeldet sind, als ein Campingfahrzeug.
35 Haftpflichtschäden pro 1.000 versicherte Wohnmobile
Insgesamt wurden mit den angemeldeten Wohnmobilen im Jahr 2021 fast 24.000 Unfälle verursacht, bei denen andere geschädigt wurden. Die bestehenden Kfz-Haftpflichtversicherungen der jeweiligen Wohnmobile mussten dafür im genannten Berichtsjahr insgesamt über 73,8 Millionen Euro an Schadenaufwand an die Geschädigten zahlen.
Die Leistungen für die Schadenregulierung wie eventuell notwendige Anwalts- oder Sachverständigen-Honorare sind hier noch gar nicht miteingerechnet.
Im Schnitt wurden im Berichtsjahr 35 Kfz-Haftpflichtschäden pro 1.000 versicherte Wohnmobile verursacht. Zum Vergleich: Bei den Pkws lag die durchschnittliche Schadenquote bei 46 Haftpflichtunfällen je 1.000 versicherte Wagen, bei den Krafträdern waren es dagegen nur sechs Haftpflichtschäden pro 1.000 versicherte Motorräder und Kraftroller.
Die Schadenquoten verdeutlichen unter anderem, dass gerade ungeübte Camperfahrer häufiger Unfälle verursachen als routinierte Wohnmobillenker. Während 2021 nämlich die Schadenhäufigkeit der Wohnmobileigentümer bei 34 Kfz-Haftpflichtschäden pro 1.000 versicherte Campingfahrzeuge lag, sind es bei den Wohnmobilen, die vermietet werden, 65 Haftpflichtunfälle je 1.000 versicherte Fahrzeuge dieser Art.
Anschnallpflicht für alle Camperinsassen
Zudem gibt es jedes Jahr bei den Wohnmobilfahrern und -mitfahrern Verkehrsopfer zu beklagen. Im Jahr 2021 wurden drei Wohnmobilinsassen bei Verkehrsunfällen getötet und 381 verletzt. Viele Unfälle mit Wohnmobilen sind laut der Unfallforschung der Versicherer (UDV) Auffahrunfälle.
Wohnmobilinsassen sind insbesondere gefährdet, wenn sie bestimmte Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltensregeln vor und während der Fahrt nicht beachten.
So müssen sich grundsätzlich alle Wohnmobilfahrer und -mitfahrer, auch die, die hinten im Fahrzeug sitzen, angurten. Mitgeführte Haustiere wie Hunde und Katzen sollten zudem auf keinen Fall frei im Wohnmobil laufen, sondern mit einer fixierten Tiertransportbox oder einem speziellen Gurt gesichert werden.
Zu viel Gewicht erhöht das Unfallrisiko deutlich
Zudem ist vor der Fahrt das Reisegepäck so zu verstauen, dass es bei einer Vollbremsung oder einem Auffahrunfall nicht zum Wurfgeschoss werden kann, da anderenfalls eine hohe Verletzungsgefahr für die Wohnmobilinsassen besteht.
Ein Wohnmobilfahrer muss außerdem darauf achten, dass sein Fahrzeug nicht überladen ist. Denn ist das Kfz schwerer als erlaubt – ein Blick in den Kfz-Schein zeigt das zulässige Gesamtgewicht –, kann sich das Fahrverhalten drastisch ändern und zum Beispiel den Bremsweg erheblich verlängern. Schon ein geleerter Wassertank spart beispielsweise wertvolles Gewicht.
Wer sichergehen will, dass das Kfz nicht überladen ist, kann sein beladenes Fahrzeug auch bei einer Prüforganisation wie TÜV oder Dekra gegen eine kleine Kostenpauschale von ein paar Euro wiegen lassen.
Ein Wohnmobil ist auch im Fahrverhalten kein Pkw
Grundsätzlich sollten Wohnmobilfahrer daran denken, dass das Fahrverhalten eines Wohnmobils zum Beispiel beim Bremsen, beim Überholen und bei Kurvenfahrten in der Regel nicht das gleiche ist wie bei einem Pkw. So ist der Bremsweg eines Wohnmobils oft deutlich länger.
Auch die Stabilität in der Kurve und bei starken Lenkbewegungen ist bei einem Wohnmobil aufgrund des hohen Schwerpunktes durch den Aufbau nicht mit dem eines Autos zu vergleichen. Zudem sind Wohnmobile wegen ihrer großen Seitenflächen oft deutlich windempfindlicher als Pkws, was sich zum Beispiel bemerkbar machen kann, wenn man beim Überholen eines Lkws aus dessen Windschatten fährt.
Ein Wohnmobilfahrer sollte unbedingt die Außenmaße und das Gewicht seines Fahrzeugs kennen und beachten, damit beispielsweise eine Fahrt durch einen niedrigen Tunnel oder über eine Brücke mit Gewichtsbeschränkung nicht mit einem Desaster endet.
Die Höhe und Breite des Wohnmobils sollte auch bei engen Gassen sowie in die Fahrbahn hineinragenden Felsüberhängen, Ästen oder Straßenschildern beachtet werden. Wie auch bei einem Auto kann beim Wohnmobil ein falscher Reifendruck oder ein mangelhafter Stoßdämpfer die Straßenlage drastisch verschlechtern.