Gegen Schiffsdiebe

Nicht nur Luxusautos, auch Boote sind ein bei Dieben begehrtes Gut. Experten erklären, was Skipper beachten können, um ihr Risiko, Opfer eines Schiffsdiebes zu werden, zu vermindern, und welche finanzielle Absicherung im Fall des Falles hilft.

Während 2011 die deutschen Versicherer über 36 Millionen Euro Schadensersatz für gestohlene Boote oder Bootszubehör zahlten, waren es 2013 bereits 52 Millionen Euro. Im Vergleich zu einem Kraftfahrzeugdiebstahl ist es für die Polizei bei Schiffen noch schwieriger, gestohlene Boote zu identifizieren und den Besitzern zuzuordnen.

Der Grund: Boote sind im Gegensatz zu Lkws, Pkws und Motorrädern nicht einheitlich gekennzeichnet. Daher ist eine detaillierte und umfassende Beschreibung der Schiffsmerkmale wichtig. „Nach einem Diebstahl kann die Identifikation eines Bootes und die Fahndung der Polizei erheblich erleichtert werden, wenn der Bootsbesitzer einen aktuellen Bootspass hat“, erklärt Bernhard Gause, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Der Bootspass

Einen Bootspass gibt es zum Teil kostenlos beim jeweiligen Schiffsversicherer, aber auch zum Herunterladen auf den Internetseiten für Skipper des GDV, sowie bei der Polizei unter www.polizei-beratung.de. Im Bootspass sind unter anderem der Name des Bootes, technische Daten sowie Besonderheiten und Merkmale wie Beschädigungen oder eine nicht serienmäßige Ausstattung zu vermerken. Der Pass sollte immer auf dem neuesten Stand gehalten und auch nachträgliche An- oder Einbau von Zusatzgeräten oder erledigte größere Reparaturen eingetragen werden.

Wichtig ist zudem, die Motordaten wie eventuell vorhandene Motornummer, Antriebsnummer, Reparaturnummer am Propeller sowie sonstige Nummern anzugeben, da dies die Fahndung bei einem möglichen Teilediebstahl erleichtert. Sinnvoll ist es außerdem, Fotos vom Schiff und vom Schiffszubehör aus verschiedenen Perspektiven zusammen mit dem Bootspass aufzubewahren sowie die Bilder und den Bootspass mehrmals zu kopieren und an unterschiedlichsten Plätzen, also nicht nur im Schiff aufzubewahren.

Die Polizei rät zudem bei Booten, Außenmotoren und anderen hochwertigen Ausrüstungsgegenständen eine zusätzliche individuelle Nummer eingravieren (codieren) zu lassen und diese ebenfalls im Bootspass zu vermerken. Zudem sind entsprechende Hinweisschilder an Bord anzubringen, dass eine Codierung vorgenommen wurde, was bereits im Vorfeld einige Diebe abschreckt. In vielen Bundesländern bietet die Wasserschutzpolizei entsprechende kostenlose Codierungen an.

Diebstahlschutz für das ganze Boot …

Eine im Boot installierte Einbruchmeldeanlage mit akustischen und/oder optischen Signalen, die im Falle des Falles direkt eine Notserviceleitstelle informiert, schützt Skipper vor einem Komplettdiebstahl.

Eine versteckte Absperrung der Benzinzufuhr, eine Wegfahr- und Lenkradsperre sowie eine zur normalen Liegeplatzvertäuung zusätzliche Sicherung mit Stahlketten erschweren Kriminellen den Diebstahl.

Ist das Boot auf einem Trailer, sollte der Trailer zum gleichen Zweck durch eine Kupplungssicherung, durch Radkrallen oder durch Stahlständer als Radersatz und eine zusätzliche Absicherung mit Ketten gegen Diebstahl abgesichert werden.

… und für das Zubehör

Doch nicht nur ganze Schiffe, sondern auch Schiffsteile und -zubehör wie Außenbordmotoren sind ein beliebtes Diebesgut. Wer Außenbordmotoren mit besonders schwer zu knackenden Schlössern wie einem VdS- oder gleichwertig zertifiziertem Schloss, das über die Knebelschrauben reicht, sichert, vermindert das Risiko eines Teildiebstahls. Auch für verbolzte Schiffsmotoren gibt es spezielle Sicherheitsschlösser in Form von Spezialbolzen oder Überwurfsicherungen.

Zusätzliche Schlösser wie Vorhängeschlösser oder Steckschlösser an Türen, Fenstern und Schränken kostet den Dieben zusätzlich Zeit, was einige abschreckt, da die Gefahr entdeckt zu werden, umso höher ist. Bei längerer Abwesenheit sollten außerdem leicht demontierbares oder tragbares Zubehör wie Ferngläser oder ein transportabler Tank nicht an Bord bleiben. Beim Verlassen des Schiffes kann es sinnvoll sein, die Gardinen geöffnet zu lassen, damit Kriminelle gleich erkennen, dass im Schiffsinneren nichts Wertvolles zu stehlen ist.

Grundsätzlich rät die Polizei, abgelegene Steganlagen zu meiden und Stegnachbarn und Hafenmeister über eine längere Abwesenheit zu informieren, damit diese wachsamer sind. Das Boot ist auch bei kurzer Abwesenheit immer abzuschließen. Wertgegenstände sollten zudem nie auf einem unbeaufsichtigten Boot zurückgelassen werden.

Finanzieller Schutz

Da es trotz aller Vorsicht dennoch zu einem Diebstahl kommen kann, ist es wichtig auch dafür vorzusorgen. Zum einen hilft ein verbautes Ortungssystem – zum Beispiel ein GPS(satellitengestütztes)-Ortungssystem mit GSM (Mobilfunk)-Übertragung – beim Wiederauffinden und ein stets aktualisierter Bootspass bei der Identifikation des Schiffes. Zum anderen lässt sich der Verlust oder die Beschädigung eines Motor- oder Segelbootes durch Diebstahl, aber auch durch Feuer, höhere Gewalt, Unfall, Kentern und Sinken mit einer Bootskaskoversicherung absichern.

Je nach Vereinbarung leistet der Versicherer auch bei Schäden, die bei Land- und Fährtransporten innerhalb Europas und/oder als Folge eines Konstruktions-, Fabrikations- und Materialfehlers entstanden sind. Einige Versicherer bieten teils optional auch eine sogenannte Neuwertversicherung für Schiffe, die nicht älter als fünf Jahre sind, an. Erstattet wird dann nicht nur der Marktwert, also der Wert des Schiffes zum Zeitpunkt des Unfalles oder Diebstahls, sondern der tatsächliche Preis, den man im Versicherungsfall für den Neukauf der versicherten Sache bezahlen müsste.

Wer ein Boot kaufen möchte, sollte sich vor Hehlerware schützen. Laut GDV ist besondere Vorsicht geboten, wenn ein Boot ohne Rumpfnummer (CIN – Craft Identification Number) oder mit einer überarbeiteten Individualnummer angeboten wird. Vor dem Kauf sollten zudem immer Herkunft und Besitzverhältnisse des Bootes geklärt sein. Im kostenlos herunterladbaren Flyer „Gestohlene Boote“ hat die Wasserschutzpolizei Konstanz die wichtigsten Kriterien zusammengefasst, die den Käufer eines Schiffes vor Betrug schützen können.

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