Die deutsche Versicherungswirtschaft und führende Meteorologen arbeiten gemeinsam an einer Lokalisierung von Starkregenfällen. Die bisherigen Ergebnisse sind eher ernüchternd: Es gibt praktisch kein sicheres Gebiet in Deutschland.
Immer wieder kommt es hierzulande zu Starkregenfällen. So haben die Sturmtiefs „Elvira“ und „Friederike“ im Mai und Juni dieses Jahres zum Großteil durch Starkregen hierzulande Schäden in Milliardenhöhe verursacht.
Gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) versucht der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) dem Starkregen-Phänomen auf die Spur zu kommen, um künftig verfeinerte Analysen der Starkregen-Wahrscheinlichkeit erstellen zu können. In das gemeinsame Projekt fließen zum einen die Schadendaten, die dem GDV von den Versicherern zur Verfügung stehen, und zum anderen die gemessenen Wetterdaten des DWD ein. Eine erste Zwischenbilanz zeigt ein ernüchterndes Bild.
Es gibt kein Gebiet, das vor Starkregen sicher ist
Nach Aussage von DWD-Vizepräsident Dr. Paul Becker kann Starkregen praktisch jede Region in Deutschland treffen. „Starkregen ist im Sommer in nahezu jedem deutschen Ort möglich“, sagte Becker. Eine große Herausforderung sei die Kleinräumigkeit der Unwetter, die kaum vorauszusagen seien, wie Diplom-Meteorologe Sven Plöger erklärt. Starkregen kann beispielsweise einen Ort verwüsten, während man wenige Kilometer davon entfernt gutes Wetter hat.
Eine vom GDV in Auftrag gegebene und vom Marktforschungsinstitut GfK durchgeführte Umfrage zeigt jedoch, dass sich die Hauseigentümer kaum von den durch die Starkregenfälle dieses Jahres verursachten Schäden beeindrucken lassen. Eine deutliche Mehrheit glaubt, dass ihnen Starkregenfälle nichts anhaben können. Konkret wurde die Einstellung von knapp 1.700 Hausbesitzern gegenüber Naturgefahren wie Starkregen repräsentativ erfragt.
Vor den beiden Unwettern dieses Jahres gaben zwei Drittel der Befragten an, dass sie durch Starkregen keinerlei Überschwemmungen in ihrem Wohnumfeld erwarteten.
Viele Hausbesitzer wähnen sich fälschlicherweise in Sicherheit
Und auch nach den medial stark beachteten Sturmtiefs „Elvira“ und „Friederike“ und den dadurch verursachten enormen Schäden waren immer noch fast sechs von zehn Befragten der Überzeugung, dass ihnen nichts passieren kann. Mit Überschwemmungen rechneten lediglich ein gutes Viertel (vorher) beziehungsweise ein gutes Fünftel (nachher) der Hausbesitzer.
89 Prozent der befragten Hausbesitzer gaben an, dass sie die Risiken durch Naturgefahren wie Starkregen und Überschwemmung für überschaubar hielten. Weitere 67 Prozent waren der Meinung, dass ihr Versicherungsschutz ausreichend sei. Allerdings sind derzeit nach Angaben des GDV nur 37 Prozent der Wohngebäude gegen solche Schäden abgesichert.
Denn Starkregenschäden, aber auch andere Schäden, verursacht durch andere Naturgefahren wie Überschwemmung, Hochwasser, Erdsenkung, Erdrutsch, Erdbeben oder Vulkanausbruch, lassen sich in der Regel nur durch eine sogenannte Elementarschaden-Versicherung absichern. Ein solcher Versicherungsschutz kann meist gegen Aufpreis optional in eine bestehende Gebäude-, Hausrat- und bei Firmen auch in eine Betriebsversicherung mit eingeschlossen werden.